62
Die deutsche Kaiserzeit 919 —1260.
mußte die letzte Feste der Christen im heiligen Lande, Akkon, geräumt werden.
Die geistlickikn Auch die geistlichen Ritterorden mußten nun das Feld ihrer Tätig-' feit anderswohin verlegen. Der deutsche Orden hatte schon vorher die Eroberung Preußens begonnen; der Sitz des Ordensmeisters wurde die hochragende Marienburg an der Nogat. Der Johanniterorden siedelte zuerst nach der Insel Rhodus, später, als ihn der türfische Sultan Suleiman in der Reformationszeit von dort vertrieb, nach Malta über. Dort hat der Orden geherrscht, bis Napoleon auf seiner Fahrt nach Ägypten die Insel besetzte.
Der Tempelorden fand ein frühes Ende. Er reizte durch seinen Reichtum die Habgier des Königs Philipp des Schönen von Franf-retch; von diesem gedrängt, hob zu Beginn des vierzehnten Jahrhunderts der Papst den Orden auf.
Deittschland im dreizehnten Jahrhundert.
Das Lehns- z 8 67. Das Rittertum. In jenen Jahrhunderten beherrschten das
tücf Clt
Lehnswesen und das Rittertum bei den Nationen des Abendlandes alle Verhältnisse des Lebens. Das Lehnswesen bestand, wie wir wissen, darin, daß Grundstücke, Grafschaften, Rechte jeder Art von dem obersten Lehnsherrn, dem König, den Belehnten gegen einen Eid der Treue und des Gehorsams verliehen wurden. Zunächst galt die Belehnung nur für die Person des Belehnten; aber im Laufe der Zeit war die Anschauung allgemein geworden, daß die Lehen zu erblichem Besitz verliehen würden. Der Belehnte sonnte die Lehen wieder an andere verleihen. Der Lehnseid verpflichtete vor allem dazu, dem Lehnsherrn im Kampfe bewaffnet, beritten und mit einem reisigen Gefolge beizustehen. Also konnten nur Ritter belehnt werden. Diese bildeten jetzt die Heere; die Bauern, die zur Zeit Karls des Großen so schwer unter der Last der Wehrpflicht gelitten hatten, wurden jetzt nur in Notfällen, zur Landesverteidigung, aufgeboten. Es war eine scharfe Scheidung der Nation in einen Wehr st and, welcher herrschte, und einen Nährstand, welcher beherrscht wurde, eingetreten.
Der ritterliche Dieser ritterliche Berufsstand bildete den Adel der Nation; damals Sl6ei" saniert die Geschlechtsnamen und die Wappen auf. Die Kreuzzüge, in denen deutsche neben französischen, italienischen, englischen Rittern fochten, hatten bewirkt, daß sich die Ritter der gesamten abendländischen Christenheit als eine große Genossenschaft mit bestimmten Bräuchen und Sitten und mit Ritterliche gemeinsamen Pflichten fühlen lernten. Auch eine besondere ritterliche Er-wun8-sie^ung 6iibete au§ Wer eines Ritters Sohn war und sich dem
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Extrahierte Personennamen: Suleiman Napoleon Philipp Karls
129.
Auerdeutsche Ereignisse zur Zeit Wilhelms H.
69
2. Der Russisch-Japanische Krieg, 19041905. Die Japaner, das tchtigste Volk der mongolischen Raffe, blieben bis in die zweite Hlfte des neunzehnten Jahrhunderts unberhrt von fremden Einflssen. Der Mikado (Kaiser) in seinem Palast in Kioto war dem Volke unsichtbar,
stand nicht in Verbindung mit den Daimio (Statthaltern der Provinzen) und wurde beherrscht von dem Oberfeldherrn, der die Regierungsgewalt hatte. Alle Versuche europischer Völker, mit ihnen Handelsverbindungen anzuknpfen, wiesen die Japaner ab. Da erschienen 1853 acht Kriegs-schisse der Vereinigten Staaten von Amerika, und der Befehlshaber ber-brachte einen Brief seines Prsidenten, worin dieser um einen Freund-schasts- und Handelsvertrag bat. Der japanische Oberfeldherr gab nach, und bald folgten hnliche Vertrge mit europischen Mchten. Damit hrte auch das Verbot fr die Japaner, ihr Vaterland zu verlassen, auf. Die Folge war, da die Regierung des Oberfeldherrn, dem die nationale Partei aus der Verbindung mit den Fremden einen schweren Vorwurf machte, 1868 gestrzt wurde und der Mikado seine ursprngliche Gewalt zurckerhielt. Nun begann eine tiefgreifende und schnelle Umwandlung aller Staats- und Kulturverhltnisse. Der Mikado verlegte seine Residenz nach Tokio und gab eine Verfassung nach europischem Muster mit Ministerien und Volksvertretung. Die Japaner befreundeten sich mit den handgreiflichen Vorzgen der abendlndischen Kultur, schickten ihre Shne auf europische Hochschulen, riefen Europer als Lehrmeister ins Land und bewiesen in der Nachahmung des Fremden ein erstaunliches Geschick.
Als Rußland, das bis an den Stillen Ozean vorgedrungen war und seine dortigen Hfen, Wladiwostok und Port Arthur, durch die Sibirische Bahn mit Europa verbunden hatte, seine Hand auch nach Korea ausstreckte, sah sich Japan in seinen Interessen bedroht und be-gann den Krieg. Bald muten die Russen Korea rumen. Dann wurde 1904. die sdliche Mandschurei der Kriegsschauplatz. In allen greren Schlachten wichen die Russen zurck, ohne da es den Japanern gelang, ihnen den Rckzug abzuschneiden, zuletzt bei Mukden, wo mehr als eine halbe Million Menschen kmpften. Die Festung Port Arthur hatte sich schon nach erbitterten Kmpfen ergeben. Bald nach der Schlacht bei Mukden wurde die groe, aber minderwertige russische Flotte von den Japanern in der Koreastrae vernichtet. Dann kam durch die Vermittlung des Prsidenten der Union der Friede zu Portsmouth (in Nordamerika) 1905. zustande: Japan erhielt den sdlichen Teil von Sachalin, Port Arthur und die Oberherrschaft der Korea. Die Mandschurei wurde an China zurckgegeben.
3. Die russische Revolution, 19051906. Die Niederlagen und die durch den Krieg hervorgerufene Geldnot vermehrten die Unzufriedenheit des russischen Volkes mit den bestehenden Zustnden ( 127,1). Unzufrieden waren auch die angegliederten Vlkerschaften, besonders die Finnen,
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms Arthur Arthur Arthur
Extrahierte Ortsnamen: Wilhelms_H. Kioto Amerika Tokio Wladiwostok Europa Korea Japan Portsmouth Nordamerika Japan Sachalin Korea China
38
Il Die Zeit der nationalen Staatenbildung.
117.
1862. nach dem Kriege herrschte, geordneten Zustnden. 1862 wurde er von seinen Untertanen vertrieben. Seitdem ist Georg von Dnemark König.
Der Charakter Alexanders I. von Rußland. Wie ist der König von Griechen-land mit unserm Kaiserhause verwandt (Stammtafel S. 64) ?
2. Die Julirevolution in Frankreich, 1880. Auf Ludwig Xviii. 1824. folgte 1824 Karl X., ein Mann, der nichts gelernt und nichts vergessen hatte". Er zog sich durch willkrliche Maregeln die Unzufriedenheit der freiheitlich gesinnten Bourgeoisie" zu. Vergebens suchte er sich durch die Eroberung von Algerien 1830 wieder beliebt zu machen. Als er es wagte, die Freiheit der Presse und die Rechte der Volksver-1830. tretung zu beschrnken, brach im Juli eine Emprung in Paris aus, die in wenigen Tagen die Anhnger des Knigs berwltigte. Die Volks-Vertreter whlten Ludwig Philipp von Orleans, der wegen seines ein-fachen, brgerlichen Auftretens beliebt war, zum König der Franzosen". Karl X. fand in England eine Zuflucht.
Das Kaus Bourbon in Frankreich mit dem Seilenzweige Orleans.
Heinrich Iv., f 1610.
I
Ludwig Xiii., | 1643.
Ludwig Xiv, i 1715. Philipp, Herzog v. Orleans,
| vermhlt mit Elisabeth
Ludwig. Charlotte von der Pfalz.
Ludwig. Philipp. Regent.
Ludwig Xv., f 1774. Ludwig Philipp.
| I
Ludwig. Philipp Egalit", 11793.
Ludwig Xvi., f 1793, Ludwig Xviii., Karl X., Ludwig Philipp, vermhlt mit t 1824. entthront entthront 1848.
Maria Antoinette. 1830.
Ludwig (Xvii.)
t 1795.
3. Die Losreiung Belgiens von Holland, 18301832. Das Knigreich der Niederlande war eine unnatrliche Schpfung. Demi die beiden zu einem Staate vereinigten Völker sind verschieden an Abstammung und Sprache: die Hollnder sind rein germanisch (niederdeutsch), ebenso ihre Sprache; die Belgier dagegen sind zur Hlfte romanisch (wallonisch), und die franzsische Sprache berwiegt. Verschieden ist auch die Religion: während die Belgier fast ausschlielich katholisch sind, berwiegt in Hol-land bei weitem der Protestantismus. Dazu kam, da die Regierung die Unzufriedenheit der Belgier durch Steuern, durch Einschrnkung des freien Gebrauchs der franzsischen Sprache und durch scharfe Maregeln gegen belgische Beamte vermehrte. Unmittelbar nach der Julirevolution
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Extrahierte Personennamen: Georg_von_Dnemark_König Alexanders_I._von_Rußland Alexanders_I. Ludwig_Xviii Ludwig Karl_X. Karl_X. Ludwig_Philipp_von_Orleans Ludwig Philipp Karl_X Karl Heinrich_Iv. Heinrich_Iv. Ludwig_Xiii Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Philipp Philipp Elisabeth
Ludwig Ludwig Charlotte Ludwig Ludwig Philipp Philipp Ludwig_Xv. Ludwig_Xv. Ludwig_Philipp Ludwig Philipp Ludwig Ludwig Philipp_Egalit" Philipp Ludwig_Xvi Ludwig Ludwig_Xviii Ludwig Karl_X. Karl_X. Ludwig_Philipp Ludwig Philipp Maria_Antoinette Maria Ludwig_( Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Algerien Paris England Frankreich Belgiens Holland Niederlande
107.
15
e) Die Verschwrungen lieen die Herstellung dauerhafter Regierungsformen" ratsamerscheinen: 1804 nahm Napoleon nach abermaliger 1804 Volksabstimmung die erbliche Kaiserwrde an. Am 2. Dezember setzte er sich und seiner Gemahlin die Krone auf und wurde vom Papste gesalbt.
Welches Recht verletzte Napoleon dadurch, da er den Herzog von Enghien aus einem fremden Lande herausholen lie? Vergleiche Napoleon mit Csar! Wieviele Verfassungsnderungen erlebte Frankreich von 1791 bis 1804?
9. Wirkung und Bedeutung der Franzsischen Revolution. Obgleich die nderungen der Regierungsform ohne Bestand waren, hatten sie doch den dauernden Erfolg, da der Wille des Volkes nicht mehr ber-sehen werden durfte. Die wichtigsten Erfolge der Revolution lagen aber auf gesellschaftlichem Gebiete: die persnliche Freiheit und Gleichheit aller waren Errungenschaften, die durch nichts rckgngig gemacht werden konnten. Von Frankreich, wo die Saat der Revolution unter Strmen von Blut aufging, verbreiteten sich ihre Frchte nach und nach der ganz Europa.
107. Deutschland um die Wende des Jahrhunderts.
1. Das Volk war durch die Franzsische Revolution im groen und ganzen wenig aufgeregt worden. Die Bauern und Brger lebten meist fr sich in behaglichen Verhltnissen, ohne sich um staatliche und nationale Fragen viel zu kmmern. Bei den staatlichen und gesellschaftlichen Zu-stnden der damaligen Zeit konnte die Liebe zum groen gemeinsamen Vaterlande nicht gedeihen. Auch der Reichsdeputationshauptschlu ver-mochte das Volk noch nicht aufzurtteln. In vielen greren Stdten nahm durch die Emigranten, die sich dort in groer Zahl niedergelassen hatten, die Hinneigung zu franzsischer Sprache und franzsischer Genu-sucht wieder berhand.
2. Die Literatur. Die Gre Deutschlands lag auf anderen, auf geistigen Gebieten. Zur Zeit des tiefsten staatlichen Verfalls war es mehr als je zuvor das Land der Dichter und Denker. Aber auch die klassische Literatur war mehr weltbrgerlich als national und der Gegen-wart entsprechend. Der Musenhof des Herzogs Karl August von Weimar, wo Goethe, Schiller, Herder und Wieland wirkten, wurde von den groen Weltbegebenheiten nicht berhrt. Doch hinterlie Schiller (t 1805) in seinem Wilhelm Tell ein Denkmal, an dem-sich die Jugend zur Freiheits- und Vaterlandsliebe begeistern konnte.
3. Das preuische Knigshaus bot ein erfreulicheres Bild als die meisten brigen Frstenhfe. Friedrich Wilhelm Iii., der seinem Vater 1797 in der Regierung folgte, war ein ernster Fürst von ruhiger 1797. Besonnenheit. Er liebte brgerliche Einfachheit und fhlte sich schon als
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Karl_August_von_Weimar Karl August Goethe Schiller Schiller Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Europa Deutschland Deutschlands
Aus der Geschichte des Altertums
Das Rmische Kaiserreich und die Germanen.
Die Geschichte der europischen Kultur hat beim Beginn unserer Zeitrechnung einen groen Abschnitt erreicht: hellenische Bildung und rmisches Imperium herrschen fast berall an den Ksten des Mittellndischen Meeres.
Wie ist nun aus dieser geschlossenen Kulturwelt die des Mittelalters und der Neuzeit hervorgegangen?
Gleich in den ersten vier Jahrhunderten nach Christi Geburt, der Zeit des sinkenden Altertums, bemerkt man mehrere tief eingreifende nderungen.
1. Das Kulturgebiet erweitert sich rumlich. Die Gebirgs-schranke, die Sd- und Mitteleuropa voneinander trennt, wird ber-wunden, durch Kunststraen erschlossen und der griechisch-rmischen Kultur der Zutritt erffnet.
2. Das indogermanische Volk der Germanen tritt mit dieser Kulturwelt in eine nicht wieder gelste Verbindung.
3. Die antike Kultur erfhrt eine innere Umwandlung. Vom Orient ausgehend, erobert eine neue, monotheistische Religion die griechisch-rmische Welt, ja sie berschreitet deren Grenzen und gewinnt die Barbaren.
Rmer und Germanen in den beiden ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt. Ansnge des Christentums.
Um den Aufgaben, die das gewaltige Reich seinen Herrschern stellt, ge-recht zu werden, schafft Angnstus eine neue Verfassung, in der die wich-tigsten Pflichten und Rechte der Staatsgewalt dem Princeps zufallen.
Die kaiserliche Regierung setzt ihre Krfte mit Erfolg daran, die Ver-waltung und Rechtspflege zu verbessern, die Sicherheit des Ver-kehrs zu steigern, dem Handel neue Wege zu ffnen, sozialen Schden abzuhelfen.
Aber alle Wohltaten des kaiserlichen Regiments, die allerdings durch Willkrakte einzelner Machthaber beeintrchtigt werden, knnen den Ver-fall, zumal im religisen und sittlichen Leben, nicht aufhalten.
Die noch nicht unterworfenen Gebiete an den Ksten des Mittel-meeres werden erobert und die Grenzen des Reiches weit nach Norden vorgeschoben. Hier stt man auf die kleinen, aber krftigen und sehr kriegerischen Vlkerschaften der Germanen, die aus Norddeutschland nach Sden und Westen vorwrts drngen.
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Extrahierte Personennamen: Angnstus
Extrahierte Ortsnamen: Christi Mitteleuropa Christi Norddeutschland
22
Europa,
Franken die alleinigen Herren des Landes wurden, bewahrte die Bevölkerung
die gallische Eigenart. Ihr Abbild sind im wesentlichen ihre Nachkommen, die
heutigen Franzosen. Diese sind geistig wohlbegabt, redegewandt, im politischen
Leben sehr leidenschaftlich, in allen Schichten der Gesellschaft von lebhaftem Na-
tionalgefühl erfüllt, immer bereit, für ihre Größe, ihren Ruhm jedes Opfer zu
bringen; im ersten Angriffe tapfer und furchtbar, entbehren sie der nötigen
Zähigkeit und besonnenen Ruhe. Sie vermögen nicht leicht, fremden Völkern —
vor allen uns Deutschen — Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Losgelöst aus dem Reiche Karls des Großen (843), geriet das westfrän-
kifche Reich in Verfall und blieb im Mittelalter vielfältig zerrissen; nachdeni aber
das Königtum allmählich erstarkt war, richteten sich in der neuern Zeit die ge-
einigten Kräfte des Landes siegreich nach außen. Auf Kosteu Spaniens, Deutsch-
lands und Italiens wurden bis in die Neuzeit die Grenzen erweitert. Groß
war der Einfluß, den Frankreich seit Ludwig Xiv. aus das übrige Europa im
Staatsleben, durch wissenschaftliche Forschungen und durch Verbreitung neuer
Anschauungen, Einrichtungen und Moden ausübte. Erst seit dem verlustreichen
Kriege von 1870/71 hat dieser maßgebende Einfluß Frankreichs nachgelassen.
Die Hauptmasse der Bevölkerung (gegen 35 Mill.) gehört dem
Stamme der Franzosen an. Kelten leben noch in der Bretagne,*) Basken
in den West-Pyrenäen. Deutsche am zahlreichsten in Lothringen und in
Paris. Flamänder gegen die belgische Grenze hin, Italiener auf
Corsica und in Nizza. —98% der Bevölkerung sind katholisch, 1,6%
evangelisch.
(>. Regierungsform, Einteilung und Städte. Die Regierungsform
ist seit 1870 republikanisch. Das Land ist amtlich nach Fluß- und Ge-
birgsgrenzen in 86 Departements eingeteilt, die aber keine Verwaltuugs-
gebiete sind; dazu kommt das Territorium von Belfort. Nach den 6 natür-
lichen Bodenteilen ordnen sich die Städte wie folgt.
A. Becken der Seine.
Die Hst. des Reiches, Paris, liegt an der Seine, da, wo sie durch deu
Zufluß der' Marne auch für die größten Flußschiffe befahrbar wird. Mit 2,->
Mill. E. ist sie die bevölkertste Stadt des europäischen Festlandes, der erste In-
dnstrieplatz des Landes und im Gebiete der Mode wesentlich tonangebend für
die übrige Welt. Zugleich ist sie die erste Handelsstadt Frankreichs, sowie einer
der ersten Geldmärkte des Festlandes von Europa. Der Ausspruch: „Paris ist
Frankreich" ist noch heute gültig. Die Weltstadt mit ihren Reichtümern schützen
sehr zahlreiche, der älteren Umwallnng weit vorgeschobene Werke, eine Fläche,
fast halb so groß wie Mecklenbnrg-Strelitz, mit volkreichen Städten (u. a. Ver-
sailles) und zahlreichen Ortschaften umschließend: die größte Lagerfestung der
Erde. In Versailles, 15 km w.s.w. von Paris, das Schloß Ludwigs Xiv.
mit Park und Wasserkünsten. Hier wurde am 18. Januar 1871 König Wil-
Helm I. zum deutschen Kaiser ausgerufen.
Der Norm and ie gehört die untere Seine an. An ihr Ronen (115000 E.),
für Seeschiffe noch erreichbar, Hauptplatz für Baumwollgarn, und L e Ha vre
jde Gräee, 115000 E.), an der Mündung, wichtigster Handelshafen Frank-
*) D. i. Britaiinia, so genannt mit dem Zusätze minor, als die Briten Großbri-
tanniens im 5. Jahrh. n. Ch. vor den Angelsachsen hierher flüchteten.
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Extrahierte Personennamen: Karls Ludwig_Xiv Ludwig Ludwigs Britaiinia
Extrahierte Ortsnamen: Europa Spaniens Italiens Frankreich Europa Frankreichs Bretagne West-Pyrenäen Lothringen Paris Corsica Nizza Belfort Paris Frankreichs Europa Frankreich Mecklenbnrg-Strelitz Versailles Paris Schloß_Ludwigs_Xiv Frank-
23
Meerbusen nach dem Peloponnes (1104?). Sie besiegten in lngeren Kmpfen die dort ansssigen Acher und besetzten den sdlichen und stlichen Teil des Peloponnes: Messenien, Lakonien, Argolis, Korinth. Die Acher, die bisher diese Lnder in Besitz gehabt hatten, wurden teils unterworfen, teils nach der Nordkste des Peloponnes verdrngt, die nun nach ihnen Ach aia genannt wurde. Die von hier verdrngten Jonier wanderten nach Attila und von da meist nach den Inseln des gischen Meeres und den Ksten Kleinasiens.
2. Die Kolonieen. Durch diese Wanderung entstanden die griechischen Kolonieen in Kleinasien. Die wichtigsten waren die sogenannten jontfchen b. h. von dem Stamme der Jonier auf der Westkste Kleinasiens gegrndeten Kolonieen, unter denen namentlich die Städte Milet, Ephesus, Smyrna und Phoca zu hoher Blte gelangten. Auch von den Stmmen der Dorier und olier wurden Kolonieen in Klein-asten angelegt. In der folgenden Zeit breiteten sich die Pstanzstdte der Griechen immer weiter aus: auch an der Nordkste des gischen Meeres, an den Ufern des Schwarzen Meeres, in Unteritalien (Tarent) und Sicilien (Syrakus), selbst in Gallien (Massilia) und Spanien gab es griechische Kolonieen. Die Kolonieen blieben mit dem Mutterlande in Verbindung; griechische Kunst und Wissenschaft waren in ihnen verbreitet; ja die Kolonieen eilten in den Fortschritten der Kultur zum Teil dem Mutterlande voraus.
3. Die Staatsverfassungen. Griechenland bildete keinen Gesamt-staat; durch seine natrliche Beschaffenheit vielfach geteilt, zerfiel es in eine Menge kleiner Staaten. Anfangs standen an deren Spitze Könige. So im Heldenzeitalter; so in den Staaten, welche die Dorier im Peloponnes ge-grndet hatten. In Sparta regierten immer zwei Könige zugleich, die ihr Geschlecht auf zwei Zwillingsbrder aus dem Hause der Herakliden zurck-fhrten. Allmhlich aber wurde fast berall die Knigsherrschaft gestrzt und die Staaten in Republiken verwandelt. Wenn in einer Republik die Vornehmen herrschten, so nannte man die Staatsverfassung eine aristo-kratische; wenn das ganze Volk an der Staatsverwaltung teilnahm, so war dies eine demokratische Verfassung. Zuweilen warf sich in einer Republik ein hervorragender Volksfhrer durch Gewalt und List zum Allein-Herrscher auf; einen solchen nannte man Tyrannen.
4. Die Einheit des Griechenvolkes. Gegenber der Zersplitterung in zahlreiche Kleinstaaten wurde die nationale Einheit der Griechen auf-recht erhalten und gefrdert durch ihre gemeinsame Sprache und Sitte, sowie durch ihren gemeinsamen Gtterglauben, insbesondere durch das O r a k e l z u D e l p h i, dessen Ansehen sich der ganz Griechenland erstreckte.
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144
Grundzüge der allgemeinen Erdkunde.
Verfassung). Nach dem Range des Herrschers teilt man die Monarchien
in Kaiserreiche, Königreiche, Großherzogtümer, Herzog-
tinnrer, Fürstentümer usw. ein.
Verwaltung. Zum Zwecke der Verwaltung sind die Staaten
in Provinzen, Bezirke und Kreise eingeteilt. Die obersten Ver-
waltnngsbehörden bilden die Ministerien. Sie überwachen die Ver-
waltungstätigkeit der untern Behörden und bereiten die neuen Gesetze
vor. Ju den eingeschränkten Monarchien nimmt das Volk durch das
Parlament, das gewöhnlich in ein Unterhans und ein Ober-
Hans zerfällt, an der Gesetzgebung teil.
c) Die Bedeutung von Kolonien.
§ 87 Bedeutung der Auswanderung und der Gründung von Kolonien.
Indem Völker sich auszubreiten suchen, stoßen sie mit andern Völkern
zusammen. Es beginnt der Kampf um den Raum. Das stärkere
und zähere Volk siegt. Völker, die sich uicht mehr ausbreiten und in
ihrem Lande auch nicht mehr weiter vermehren können, sind aus Aus-
Wanderung angewiesen. Der Volkskörper beginnt, Glieder von sich
abzustoßen. Ihr Ausscheiden ist für das Volkstum immer ein Verlust.
Viele Auswanderer verlieren in andern Völkern ihre Sprache und damit
allmählich auch ihr nationales Wesen. Nur dort, wo Auswanderer
gleicher Zunge sich in größerer Zahl ansiedeln, können fremde Sprache
und fremdes Volkswesen wirksam abgewehrt werden. Die Beziehungen
zum Mutterlande werden aufrecht erhalten als geistige Nahrungs-
quellen. Allmählich lockern sich aber die Beziehungen zum Mutter-
laude. Nur durch Gründung von Kolonien können die aus-
wandernden Volksgenossen dauernd de in Volkstum
erhalten werden.
Wert der Kolonien für Industrie und Handelsstaaten. Für
Industrie- und Handels st aateu haben Kolonien noch in anderer
Hinsicht große Bedeutung. Fremde Rohstoffe müssen in wachsenden
Mengen eingeführt werden. Aber andere Völker strecken ebenfalls die
Hand nach ihnen aus. Darum muß ganz von selbst der Kamps um
die Schätze der Erde sich zuspitzen zu einem Kamps um die
Länder, die diese liefern. Der Ruf uach Kolonien ist der
Streit ruf der Industrie- und Handels Völker. Diese müssen
Kolonien erwerben, um den Wettbewerb mit andern Völkern bestehen
zu können. So kann auch Deutschland, da es sich aus einem Acker-
baustaate immer mehr zu einem Industrie- und Handelsstaate entwickelt
hat, Kolonien nicht mehr entbehren.
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36
Jonier auf der Westkste von Kleinasien gegrndeten Kolonieen, unter welchen namentlich die Städte Milet, Ephesus, Smyrna und Phoca zu hoher Blte gelangten. Auch von den Stmmen der Dorier und olier wurden Kolonieen in Kleinasien angelegt. In der folgenden Zeit breiteten sich die Pflanzstdte der Griechen immer weiter aus: an allen Ksten des gischen Meeres nicht weniger als an den Ufern des Schwarzen Meeres, in Unteritalien (Tarent) und Sizilien (Syrakus), selbst in Gallien (Massilia) und Spanien gab es griechische Kolonieen. Dieselben blieben mit dem Mutterlande in Verbindung: griechische Sprache und Gesittung, griechische Kunst und Wissenschaft waren in ihnen verbreitet; ja die Kolonieen eilten in den Fortschritten der Kultur zum Teil dem Mutterlande voraus.
/ 20.
Die Staatsverfassungen und die Nationaleinheit.
1. Die Staatsverfassungen. Griechenland bildete keinen Gesamtstaat: es zerfiel, durch seine natrliche Beschaffenheit vielfach geteilt, in eine Menge kleiner Staaten. Anfangs standen an deren Spitze Könige. So im Heldenzeitalter; so in den Staaten, welche die Dorier im Peloponnes gegrndet hatten. In Sparta regierten immer zwei Könige (aus zwei kniglichen Familien) zugleich. Allmhlich aber wurde fast berall die Knigs-Herrschaft gestrzt und die Staaten in Republiken verwandelt. Herrschten in einer Republik die Vornehmen, so nannte man die Staatsverfassung eine aristokratische; nahm das ganze Volk an der Staatsverwaltung teil, so war dies eine demokratische Verfassung. Zuweilen warf sich in einer Republik ein hervor-ragender Volksfhrer durch Gewalt und List zum Alleinherrscher auf; man nannte diese Männer Tyrannen. Die bedeutendsten derselben waren (im 6. Jahrh. v. Chr.) Periander von Korinth, Polykrtes von Samos, Pisistrtus von Athen ( 22, 4).
2. Die Einheit des Griechenvolkes. Gegenber der Zer-splitterung in zahlreiche Kleinstaaten wurde die nationale Einheit der Griechen aufrecht erhalten und gefrdert durch ihre gemein-same Sprache und Sitte (Hellenen im Gegensatze zu den Barbaren), sowie durch ihren gemeinsamen Gtterglauben, insbesondere durch das Orakel zu Delphi, dessen Ansehen sich der ganz Griechenland und dessen Grenzen hinaus erstreckte.
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§. 15. Die dorische Wanderung, die Gründung griechischer Kolonien rc. 113
bis zur Küste Galliens und gründeten um 600 v. Chr. Masfilia, wohin sie auswanderten, als Cyrus Kleinasien unterwarf.
Den Ioniern folgten die Dorer. Sie gründeten die Kolonie Doris südlich von Jonien mit den Inseln Kos, Rhodos und Kreta, sowie 6 Städten, unter welchen Halikarnäß und Knibus hervorzuheben sind.
Auch an anbetn Küsten würden von den Handel treibenben Griechen Nieberlassungen gegrünbet. An der Küste von Thracien und Macebonien entstauben Abbera, Amphipolis, Olynth und Poti-däa. In Unterhalten würde durch die Kolonien Tarent, Sy-baris, Kroton und Kumä (die Mutterstabt Neapels) griechische Sprache und Bilbung so vorherrschen^ daß diese Lanbschaft Großgriechenlanb genannt würde. Sizilien war zum größten Teil von Griechen bewohnt und zahlte als Städte Messana, Katana, Gela und Agri-gent. In Afrika erblühte Ktjrene, in Gallien Massilia; in Spanien entstaub von Zakynth aus Sagunt.
Die Kolonien unterhielten, obgleich sie selbstänbig waren, mit dem Mutterlanbe rege Verbinbung und zeichneten sich durch Handel und Wohlstanb, Sprache und Sitte von den benachbarten Nicht-griecheu, welche Barbaren genannt würden, vorteilhaft aus. Die asiatischen Kolonien überstrahlten durch Reichtum und geistige Bilbung sogar das Mutterlanb.
Die Staatsverfassungen. Obgleich die Griechen ein stamm-verwanbtes Volk waren, so bilbete Griechenlanb boch keinen Einheitsstaat, sonbern zerfiel in eine große Zahl von einanber unabhängiger kleiner Staaten. In der ältesten Zeit bilbeten die Staaten erbliche Monarchien mit einem König an der Spitze. Dieser hatte im Kriege die Führung und vereinigte im Frieden die oberste richterliche und priesterliche Gewalt in feinen Hänben, war aber an die Beschlüsse der Volksversammlung ge&unben. Nach der Völkerwanberung gingen die meisten Königsherrschaften unter, und die Staaten würden in Republiken verwanbelt. Nur Sparta behielt seine beiben Könige, jedoch mit beschränkter Macht bei. In den Republiken rissen zunächst die vornehmen Geschlechter, welche den meisten Grunbbesitz hatten, die Herrschaft an sich und begrünbeten eine Abelsherrschaft ober Aristokratie. Da aber die Abelsherrschaft nicht selten zur Bedrückung des nieberen Volkes, des Demos, führte, so erstrebte und erzwang auch bieses die Mitherrschaft, und es entstaub dann eine Volksherrschaft ober Demokratie. In dem Ringen des Volkes nach der Herrschaft im Staate gelang es zuweilen einem Volksführer,
Casfians Weltgeschichte I. 6. Aufl. v. Ph. Beck. o
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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Extrahierte Personennamen: Masfilia Cyrus Cyrus Doris Casfians_Weltgeschichte_I.